TWL-Meister HaRo Holzer und sein weiblicher Spion

Eine goldene Eins umrandet von einem goldenen Lorbeerkranz mit der Inschrift „Tourenwagen-Legenden Meister 2021“ veredelt die E-Mail-Signatur von Hans Robert Holzer. Augenscheinlich schwingt eine gewisse Portion Stolz und Freude mit, bei dem Titelträger der beliebten Serie, wenn er an das letzte Jahr und die insgesamt 14 packenden Rennen mit den altehrwürdigen Boliden zurückdenkt. 

„Oh ja. Ich bin mein erstes Rennen vor 40 Jahren gefahren. Und ich hatte es noch nie geschafft, einen Titel einzufahren. Aus diesem Grund bin ich happy, dass es endlich funktioniert hat. Ich bin oft knapp dran vorbei geschrammt. 2012 ist mir bei der RCN zum Beispiel auf dem Lausitzring eine Bremsleitung gebrochen, da waren die Punkte futsch. Bis dahin hatte ich großartig geführt.“

HaRo Holzer ist der Inbegriff eines Petrolhead. Motorsport ist und war sein Leben. Bereits 1982 bestritt er sein erstes Rennen auf der Betonschleife des Nürburgrings in der Formel 1600. 1988 ging er gar mit einem eigenen Team in der Opel Lotus Challenge an den Start. Seine Kontrahenten waren damals unter anderem Heinz-Harald Frentzen und Mikka Häkkinen. 1989 erfolgte der Einstieg in den Veedol Langstreckenpokal mit Wertungsgruppensiegen in Gruppe N- und Gruppe-A-Autos. „Dort ist meine Heimat. Am Ring bin ich unzählige Runden gefahren. Die Nordschleife ist meine große Liebe“, sagt der Koblenzer.

2017 war seine motorsportliche Laufbahn eigentlich beendet. Bei der VLN hatte er sich verabschiedet. Doch es kam anders. Im Nachhinein war es eine glückliche Fügung des Schicksals. „Ich war froh, dass ich von der Droge Motorsport weg war.“ Drei Jahre später folgte ein Anruf seines ehemaligen Teamkollegen Jörg Hatscher, der sagte:. „Mensch HaRo, wir haben eine neue Serie und du hast so ein tolles Auto, komm doch zu uns.“ Holzer wand sich wie ein Aal, vergebens. „Er hat mich so lange genervt, bis ich mich für die Demofahrt beim 24h-Rennen am Ring eingeschrieben habe. Es folgten weitere Anrufe, wir fahren vor der DTM, wir fahren vor der Formel 1. Und irgendwann war ich wieder mitten drin. Es lief auch gleich gut. Ich habe meine Frau gefragt, sollen wir das nochmal machen, so wie früher. Wir zwei alleine, nur mit dem offenen Hänger. Und sie hat zugestimmt. Nach dem ersten Rennen war ich punktgleich an Platz eins mit Klaus Ludwig. Und dann wollte ich es durchziehen und sehen, wie weit es geht.“

Das Meisterauto kaufte er nach einem Inserat in einem Magazin

Ein Großteil der Lorbeeren gebührt seiner Frau Claudia. „Sie hat mich schon zu Formel-Zeiten immer tatkräftig unterstützt. Sie ist Teammanager, Spion, Mechaniker, sie ist alles in einer Person. Gerade die Rolle des Spions war früher in der Formel-Zeit wichtig. Die Mechaniker von Frentzen haben ihr eher erzählt, welche Federn sie eingebaut haben, als mir. Meine Frau ist schon Klasse. Ohne sie ginge gar nichts.“

Zu einem Meister gehört ein meisterliches Auto. Auch hier steckt eine durchaus interessante Geschichte unter der Karosse des BMW M3 E30. „1989 hat im damaligen Mondial-Team noch Johannes Scheid mein Auto, einen BMW 325i, vorbereitet. Seit 1990 bin ich M3s gefahren. Ich bin ein Riesenfan dieses Modells. Du fährst beim 24h-Rennen den Start und den Schlussturn, und das Auto fühlt sich noch genauso an, nur der Auspuff ist ein bisschen lauter. Dann bist du von dem Produkt überzeugt. Mein Traum war es immer, einen M3 zu besitzen“, erzählt Holzer, der beruflich in der Holzwerkstoff-Industrie als Sales- und Marketing-Manager angestellt ist. „1993 bin ich für Tauber einen M3 gefahren. Der wurde dann an einen Zahntechniker in München verkauft. Er hat den Wagen von der Rennstrecke auf die Straße geholt. Im Dezember 1997 habe ich zufällig ein Motorsport-Magazin aufgeschlagen und dann stand genau dieser Wagen zum Verkauf und ich habe die Chance genutzt. Seitdem habe ich ihn nur sporadisch eingesetzt. Erst seit den TWL-Starts ist er wieder voll im Saft.“

Am Norisring ging ihm der Bremsbelag aus

Die Bilanz Holzers in der Saison 2021 ist beinahe makellos. In der Klasse 3 feierte er sieben Siege, drei zweite und drei dritte Plätze. Ausgerechnet beim letzten Saisonlauf wurde er „nur“ Vierter. Den kleinen Schönheitsfehler erklärt er folgendermaßen: „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Norisring so einen Verschleiß an den Bremsen verursacht. Ich hatte mir vor dem ersten Rennen einen frischen Satz Bremsbeläge drauf gemacht. Ich hatte nur den einen mit. Und nach dem Lauf waren diese zu zwei Drittel runter. Die Devise für den zweiten Lauf lautete also, heil ankommen. Über die gesamte Saison gesehen, habe ich einen Null-Fehler-Job gemacht und das Auto hat mir auch den Gefallen getan, nie mit einem Defekt auszufallen. Für den Titel habe ich nahezu meinen ganzen Urlaub verbraten.“

In 2022 will der trotz seiner 64 Lenze sehr ehrgeizige Holzer seinen Titel verteidigen. „Das ist der Plan. Ich habe Biss, glaub mir das. Ich würde gerne in der Klasse 2 starten, weil ich den Fight liebe, aber ich weiß noch nicht, ob sich das realisieren lässt.“

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