Was ein Le-Mans-Sieger mit Guido Momm zu tun hat und welches Kultobjekt ein Comeback startet…

Es ist nie zu spät, um noch einmal durchzustarten. Im stolzen Alter von 58 Jahren fasste Guido Momm vor drei Jahren den Entschluss, Motorsport zu betreiben. Eine Entscheidung, die er nie bereut hat. Im Gegenteil. Spätestens seitdem ihn eine glückliche Fügung mit den Fahrern und Verantwortlichen der Tourenwagen-Legenden zusammenführte, ist er Feuer und Flamme.

Bei einem Renntag in Oschersleben hatte er 2019 die erste Kontaktaufnahme mit dem TWL-Tross. Momm erinnert sich: „Da ein Freund von mir Jörg Hatscher gut kannte, sind wir damals einfach mal bei denen ins Zelt reingerannt. Dann habe ich mir das angeschaut, alle waren gut drauf und lustig. Gerbert Luttikhuis war da und Thorsten Stadler. Ich habe später in die Box reingeguckt und mir gedacht, die haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank, dass die diese wertvollen Autos hier bewegen. Es waren vielleicht fünf Grad und Dauerregen auf der Strecke.“

Doch die Skepsis und der Unglaube wichen schnell und wandelten sich in puren Enthusiasmus. „Ich hatte damals gerade meine erste Saison in der NES500 begonnen, ich hatte nämlich eine Schnapsidee, ich wollte unbedingt Auto-Rennfahrer werden. Vorher hatte ich da nicht viel mit zu tun gehabt“, sagt Momm lachend. „Und von dem Moment an war mir klar, dass ich zu den Jungs der TWL dazu stoßen möchte. Das hatte von Anfang an viel mit dem Miteinander zu tun.“

Vorher hatte sich Momm über die Trackdays des DSK mit einem Focus RS langsam ran getastet. Doch die Begeisterung für die schnellen Boliden wurde ihm schon die Wiege gelegt. Wenngleich er diese Schwärmerei über einen langen Zeitraum nur aus naher Entfernung auslebte: „Die Technik und die Autos der späten 80er- und frühen 90er-Jahre sind für Menschen in meinem Alter das Nonplusultra. Ich bin unweit des Nürburgrings auf die Welt gekommen und bin dementsprechend von dem Virus angesteckt worden. Dann hat es mich 20 Jahre lang in den Norden verschlagen, da gab es nichts an Rennen außer Oschersleben, nun bin ich wieder in der Eifel gelandet. Der Nürburgring ist natürlich für jeden Fahrer etwas Besonderes.“

Berühmter Freund der Cousine gab den letzten Anstoß

Wenn sich dann im familiären Umfeld auch noch die Fürsprecher finden, dann bremst einen nichts mehr aus. Den letzten Anstoß Rennen zu fahren, gab Momm Stanley Dickens, der Freund seiner Cousine. Der Schwede gewann im Jahr 1989 mit Jochen Maas und Manuel Reuter das legendäre 24h-Stunden-Rennen von Le Mans. „Versuch es doch einfach, ich kann es, also kannst du es auch, sagte er zu mir“, so Momm. Der erste Schritt in die Rennserie NES 500 folgte. „Das war das richtige Format für den Einstieg.“

Vorher spielte Momms Sohn aber auch noch eine entscheidende Nebenrolle. „Auch er war kurzzeitig mit dem Virus infiziert. Er ist mit zwölf Jahren eineinhalb Jahre Kart gefahren, er hat den Helm aber wieder an den Nagel gehängt, weil er keine Lust mehr hatte. Ich hatte aber zwischenzeitlich schon Kontakt zu Mücke Motorsport geknüpft, weil er bei der Formel 4 als 14-Jähriger hätte testen sollen.“

Infolgedessen kam eines Tages ein Anruf aus Berlin. Stefan Mücke teilte ihm mit: „Hier steht der Gerd Ruch neben mir, und er will einen Ford Mustang 5.0 GT verkaufen. Dann habe ich 30 Sekunden lang überlegt und das Auto spontan gekauft. Weil, der Mustang ist für mich das Kultobjekt überhaupt aus der guten, alten DTM-Zeit. So ging das Ganze für mich richtig los.“

Was Momm in dem Moment nicht wusste. Zunächst startete das Auto 1988 in der DTM mit einem Aluminium-Käfig. Dann änderten sich aber die Anforderungen. Ruch, seines Zeichens Sanitär- und Heizungsbauer, verpasste dem Mustang 1992 einen selbst gebastelten Stahlkäfig. „Er hatte wohl noch ein paar Rohre rum liegen gehabt. Mit dem Eigenbau ist er damals in der DTM gefahren. Das kam leider erst raus, als das Auto fast fertig war. Der DMSB war in der Form damit nicht einverstanden. Der Umbau auf einen regelkonformen Stahlkäfig hat dann rund ein Jahr gedauert, das war eine größere Operation.“ 

In der Zwischenzeit bot Thorsten Stadler Momm sein „Lieblingsauto“ an, den ehemaligen Mercedes-Dienstwagen von Ellen Lohr. „Meine baldige Frau sagte, das ist eine gute Idee, dann hast du endlich mal ein gescheites Auto. Setz dich da mal rein. Ich wusste nicht, was ich da tat. Denn es ist ein Unterschied, ob ich in einem 250 PS starken Opel mit Frontantrieb sitze, oder in einem Heck getriebenen Rennwagen unterwegs bin. Das Auto ist aber dennoch beherrschbar.“   

Der Ford Mustang 5.0 GT ist startklar für 2022

Für 2022 hat Momm eine frohe Kunde. Denn es wird laut rund um die Rennstrecken der Tourenwagen-Legenden. Die Tage des Donners brechen an: „Der Mustang ist startklar. Er wird 2022 alle Rennen der Serie fahren mit mir und Stefan Mücke als Piloten, eventuell auch mal mit Gerd Ruch als Gaststarter. Die „Ellen“ hat dieses Jahr mal Ruhe.“ Beim Prüfttag am Bilster Berg war der Ford schon im Einsatz. „Das Auto ist eine wilde Sau. Da bedarf es viel Fahrpraxis, um ihn vernünftig zu steuern. Es ist schwieriger zu fahren, weil er viel schwerer ist. Er hat allerdings den Vorteil, wenn er sich mal von der Rennstrecke weg bewegen möchte, dann sagt er vorher Bescheid, das macht der Mercedes nicht.“

In der letzten Saison wechselte sich Momm im Sternen-Boliden immer mal wieder mit Kurt Thiim ab. Der Däne gab wertvolle Tipps. Nun hat der Lehrling ausgelernt. „Das war für mich eine völlig neue Technik, ein völlig neues Auto. Der Kurt konnte mir viel beibringen, zum Beispiel die Fahrweise, das hatte ich ja alles nicht parat. Außer auf dem Nürburgring, in Hockenheim und in Assen war ich zuvor noch keine der Strecken gefahren.“

In Hockenheim wurde Momm im letzten Jahr sogar überraschend Zweiter. „Das war definitiv mein Highlight. Der Spaß steht bei mir immer im Vordergrund, aber ich will auch nicht Letzter sein. Auch der Lausitzring war eine tolle Erfahrung, da habe ich das erste Mal in dem Auto gesessen und bin gleich Dritter geworden. Und das ich in der Klasse mit der insgesamt halben Fahrzeit Gesamtdritter geworden bin, finde ich auch nicht so schlecht.“  

Kleine Brötchen hat Momm beruflich hingegen nie gebacken. Als Geschäftsführer der Fast-Food-Nordheide GmbH war er jahrelang Franchise-Nehmer von Burger-King-Restaurants. Hier hat er sich aber mittlerweile aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Seit Anfang 2000 hat er sich auf das Immobiliengeschäft fokussiert, sowohl in der gewerblichen als auch in der privaten Vermietung. 

Und bei den TWL ist er längst heimisch geworden. Damit hätte er 2019 wohl noch nicht gerechnet: „In der kurzen Zeit sind enge Freundschaften entstanden. Mit Gerbert Luttikhuis, mit Thorsten Stadler, auch Klaus Ludwig hat sich als jemand entpuppt, mit dem man viel Spaß haben kann. Kurt Thiim möchte man eigentlich ununterbrochen in den Arm nehmen. Christian Danner ist ein ganz feiner Kerl. Und eine ganz besondere Beziehung habe ich zu Klaus Niedzwiedz. Das ist schon alles ein bisschen absonderlich für mich. Als 25-Jähriger waren diese Fahrer früher der Sport-Olymp, da hat man zu aufgeschaut und dann stellt sich heraus, das sind alles ganz normale Menschen.“  

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