Klaus Peter ist ein vielseitig begabter Mensch. Ein Hans Dampf in allen Gassen. Ein Tausendsassa mit zahlreichen, interessanten Facetten. Bei den Tourenwagen-Legenden war der Essener ein Mann der ersten Stunde. „Das freundschaftliche Miteinander gefiel mir bei der TWL von Anfang sehr gut. Und ich fühle mich nach wie vor sehr wohl dort“, sagt der 59-Jährige.
Erst im Jahre 2011 stieg er in den Motorsport ein, zunächst mit einem VW Scirocco bei der Youngtimer Trophy. Später erwarb er einen alten, für den Straßenverkehr zugelassenen, Audi V8 mit 4,2 Liter großem Achtzylindermotor. „Vom Design her haben wir ihn reproduziert. Das restliche Auto haben wir mühevoll versucht nachzubauen. Nach vier Jahren haben wir gemerkt, das geht gar nicht und dann haben wir anhand von historischen Fotos das Beste draus gemacht und sukzessive Rennauto-Umbau betrieben und geschaut, welche Dinge können wir für uns optimieren. Ohne den Anspruch, dass es ein originales Audi-Rennauto sein könnte. Die Serienkarosserie unterscheidet sich halt deutlich, das sieht man nicht, ist aber so.“ Mit wir ist Sohn Axel gemeint, er ist selbstständiger Mechatroniker-Meister. Bei den TWL-Rennen ist er selbstverständlich als Chefmechaniker immer mit vor Ort.
Die Tücken der Technik bremsten Peter im letzten Jahr größtenteils aus, nur zweimal schaffte er es in die Punkteränge. „Wir waren fast immer am Start, wir sind aber nicht immer gestartet“, sagt Peter lachend. „Wir hatten letztes Jahr großes Theater mit unserem Auto. Das gehört aber der Vergangenheit an. Wir haben die Fehler gefunden und werden in diesem Jahr durchstarten, so hoffen wir. Wir hatten Dreck im Tank, von dem wir nicht wussten, wie er da reinkam. Das hat uns zwischendurch immer wieder geärgert.“ Beeindruckt hat Peter seine Premiere am Norisring: „Ich fand es super. Das ganze Drumherum versprüht einen Hauch von Geschichte. Das hat mir großen Spaß gemacht. Der Kurs war herausfordernd, das Auto lief bis auf einen Getriebeschaden sehr gut.“
Im zarten Alter von 48 Jahren entdeckte der Bäckermeister erst seine Leidenschaft für den Motorsport. „Vorher musste ich arbeiten, Geld verdienen und Kinder großziehen. Kinder sind was Schönes, du musst nur genug davon haben“, sagt der vierfache Familienvater süffisant. Auch die Verbindung zum Rennsport eint die Familie, denn Sohn Alexander (29), im Unternehmen als Brot-Sommelier tätig, plant in 2022 auch ins Cockpit bei den TWL zu klettern.
In Essen ist er als „der orange Peter“ bekannt wie ein bunter Hund. Eine Bezeichnung, die historisch gewachsen ist. „Das gab es bei meinem Vater schon. Farben eignen sich sehr gut zur Kommunikation. Und wenn in Essen jemand orange sieht, dann hoffe ich, dass er an uns denkt“, sagt der Bäckermeister bescheiden. Bei 50 Fachgeschäften in der Region ist das zumindest nicht ganz abwegig.
Seinen guten Ruf in der Ruhrgebiets-Metropole verdankt er aber insbesondere seinem außergewöhnlichen sozialen Engagement. „Wenn du ein erfolgreiches Unternehmen hast und du wahrgenommen wirst, weil du Glück hast und fleißig bist, dann wirst du oft gefragt, ob du nicht mal hier oder da helfen kannst. Das hat aber oft keine richtige Wirkung, also haben wir das Ganze kanalisiert und haben uns die Projekte selber gesucht. Wir wollen auch Menschen dazu anregen, mitzumachen. Wenn du einmal damit anfängst, lernst du unglaublich viele gute Leute kennen. Das inspiriert, motiviert und steckt an. Du hörst damit nicht mehr auf.“
Die Charity-Initiative „Bäcker Peter für Essen“ hilft umfangreich
Im Rahmen der Charity-Initiative „Bäcker Peter für Essen“ verkauft er regelmäßig Backwaren für einen guten Zweck. Sei es für die Hochwasser-Opfer an der Ahr, den Kinderschutzbund in Essen, Bochum und Bottrop oder das Essener Bündnis gegen Depressionen. Schon seit Februar 2007 unterstützt Bäcker Peter im monatlichen Wechsel Sozialprojekte in den Stadtteilen. Mehr als 235.000 Euro hat er dabei an die bisher geförderten 143 Projekte gespendet.
Aus seinen diversen sozialen Projekten sticht eines besonders hervor. In Sukuta hat Peter eine eigene Backstube errichten lassen. Die Stadt liegt in Gambia, einem der ärmsten Länder Westafrikas. Die Teig- und Knetmaschinen und die gesamte Ausstattung wurden dafür eigens nach Afrika verschifft. Die Backstube steht auf dem Gelände des Ausbildungsrestaurants „BlueKitchen”, einer Non Governmental-Organisation (NGO). Diese betreibt Heinz Bohrmann, der seit vielen Jahren dort lebt. Hier lernen junge Menschen das Kochen und das Kellnern, und bekommen dafür sogar ein kleines Gehalt. Sind sie ausgelernt, erhalten sie ein Zertifikat, mit dem sie sich bei anderen Gastronomen im Land bewerben können. Mit den Gewinnen aus dem Restaurant werden Armenspeisungen in zwei Gesundheitsstationen organisiert.
Peter, der zweimal im Jahr selber nach Gambia reist, war bereits 2007 bei der Rallye-Dakar mit dem Motorrad auf der Begleittour unterwegs, nun nimmt er regelmäßig in Afrika an einer Charity-Rallye teil, bei der die Autos im nachhinein für einen guten Zweck versteigert werden. „Die Ausbildung in der Backstube dauert ungefähr drei Jahre. Das Zertifikat ist im Land gerne gesehen, weil die jungen Menschen danach für den Beruf sehr gut qualifiziert sind.“
Der hauseigene Parzellen-Kaffee begeistert die Kunden
Doch damit nicht genug, Universalgenie Peter hat seit 2013 einen hauseigenen Kaffee. „Wir stehen in unserem Unternehmen für respektvollen Umgang mit dem Planeten und den Menschen. Nachhaltigkeit ist für mich ein verbrannter Begriff. Aktuell heißt er Parzellen-Kaffee, diese Parzellen liegen in Indien, Afrika und Mittelamerika. Der dortige Betreiber kennt die Grundstücke und Sorten genau. Die Begleitpflanzen sind eine entscheidende Größe für die Qualität und den Geschmack des Kaffees. Hochland und warmes Klima macht ihn bekömmlicher, das Säure- und Koffein-Verhältnis ist dann besser. Wichtig ist mir, dass die Angestellten vor Ort auch anständig entlohnt werden, dafür bekommen wir den besten Kaffee der Welt“, erklärt Peter und fügt hinzu: „Das Schöne ist, jeder der Kaffee möchte, kann bei uns seine Lieblings-Nuancen beschreiben. Mein Sohn Sebastian ist ausgebildeter Coffeologe, er kann das Röstverfahren so einstellen, dass das gewünschte Ergebnis erzielt wird. Ich mag ihn mit einer kleinen schokoladigen Note.“ Ein Genuss, der auch den Teilnehmern der TWL nicht vorenthalten wird: „Im letzten Jahr wurde der Kaffee aus dem Vollautomaten an der Strecke gut genutzt. Ich glaube, auch da kommt er gut an.“
Für 2022 hat Peter in der TWL das Ziel: „Immer ankommen, ein Klassensieg wäre aber auch fein“, sagt er lachend. „Der Audi hält ja jetzt. Ich sehe das Ganze aber nicht so verkniffen. Wenn mir einer vor ein paar Jahren gesagt hätte, du fährst mal in einer Rennserie mit den Größen des Motorsports aus der DTM im Kreis, hätte ich erwidert, du spinnst, nie im Leben.“